Reykjavikopen 19.-27.04.2017

Drei Spieler des SC Pirmasens machten sich am 18.04.2017 auf den Weg nach Reykjavik zu einem der renommiertesten Schachturniere weltweit.

Gleich am ersten Abend bei der Eröffnungsfeier fanden sich bekannte Gesichter. Das ist trotz der großen Distanz nur wenig verwunderlich, denn immerhin stammen rund 5 % der Turnierteilnehmer aus Deutschland.
Die erste Partie begann am nächsten Nachmittag um 15 Uhr Ortszeit (17 Uhr deutscher Zeit). Zuvor stand die Besichtigung des isländischen Nationalmuseums auf der Tagesordnung.
Aufgrund des breiten Teilnehmerfeldes wurden in der ersten Runde stets Gegner mit großen Ratingdifferenzen gegeneinander gelost, sodass es bei den Ergebnissen der ersten Runde keine größeren Überraschungen gab.

1. Runde

WIM Gorti, Akshita (USA) – Marhöfer, Daniel (GER) 1-0
Jonasson, Hordur (ISL) – Barthel, Ansgar (GER) 0-1
Dietzsch, Herbert (GER) – Thorisson, Benedikt (ISL) 1-0

Alle Ergebnisse lassen sich auch hier abrufen.

Nach Beendigung aller Partien war es leider nicht direkt möglich das Spiellokal zu verlassen, da unterdessen ein Schneesturm aufgezogen war. So waren die Schachspieler tatsächlich gezwungen gespielte Schachpartien zu analysieren anstatt zum gemütlichen Teil des Abends übergehen zu können…

Am nächsten Tag fand die einzige Doppelrunde im Turnier statt. Im Gegensatz zur ersten Runde gab es jedoch trotz großer Ratingdifferenzen einige Überraschungen. Besonders hervorzuheben sind die Ergebnisse von Ansgar, der zunächst in der Morgenrunde gegen einen IM remis hielt und dann in der Nachmittagsrunde noch einmal nachlegte und gegen GM Tarjan trotz Siegchancen nur remis spielte.

2. Runde

Barthel, Ansgar (GER) – IM Hambleton, Aman (CAN) 1/2
WGM Abrahamyan, Tatev (USA) – Dietzsch, Herbert (GER) 1-0
Marhöfer, Daniel (GER) – Peat, Matthew (ENG) 1/2

Zwischen den Runden war noch genug Zeit, um den Ausblick aus der Hallgrimskirche, dem Wahrzeichen Reykjaviks, zu genießen.

3. Runde

GM Tarjan, James (USA) – Barthel, Ansgar (GER) 1/2
Dietzsch, Herbert (GER) – Magnusson, Thorstein (ISL) 0-1
WIM Zemlickova, Olena (UKR) – Marhöfer, Daniel (GER) 1-0

Am nächsten Morgen vor Beginn der Folgerunde wurde zunächst das Kulturhaus besichtigt. Beginnend von mittelalterlichen Handschriften bis hin zu moderner Kunst war dort alles zu finden.
Nach dem Verzehr der weltbesten Hummersuppe gingen alle gestärkt in die 4. Runde. Trotz Eröffnungsvorbereitung und resultierendem Turmgewinn konnte sich Ansgar in einer taktikreichen Partie leider nicht gegen “Ms. Tactics”, die von Chess24.com bekannt ist , durchsetzen. Die anderen gewannen souverän gegen schwächere Gegner.

4. Runde

Barthel, Ansgar (GER) – IM Guramishvili, Sopiko (GEO) 0-1
Daly, Patrick (IRL) – Dietzsch, Herbert (GER) 0-1
Marhöfer, Daniel (GER) – Tummarsason, Flovin (FRO) – 1-0

Am Abend gab es bei einem reichhaltigen Fischbuffet auch die Möglichkeit Hákarl, eine isländische Spezialität zu probieren. Der umgangssprachliche Ausdruck “Gammelhai” beschreibt die Art der Zubereitung sehr zuverlässig, obgleich gammel hierbei lediglich das isländische Wort für alt ist. Der fermentierte Hai musste zudem aufgrund des starken Ammoniakgeruchs in einem abgeschlossenen Gefäß serviert werden.


Vorher…


… nachher!

5. & 6. Runde

Das sehr touristenfreundliche Schachturnier erlaubt den Spielern innerhalb der ersten sieben Runden in zwei Runden einen kampflosen halben Punkt zu erhalten (‘Bye’). Die Spieler nutzten diese Option, um etwas von Island erkunden zu können.

Am ersten ‘Bye’-Tag wurde die westliche Halbinsel Snaefellsnes (zu deutsch: Schneeberg-halbinsel) besucht. Benannt wurde diese Region nach dem dort befindlichen Gletscher Snaefellsjökull, der auf dem vielleicht bekanntesten Berg des Landes gelegen ist.
Bei einem Besuch eines Strandes, der nur aus rauhen, ungeschliffenen Steinen und Seetang zu bestehen schien, konnte eine Gruppe von Robben aus der Ferne beobachtet werden. Das Wasser durfte aufgrund des starken Seegangs in der Region nicht betreten werden.
Einige Kilometer weiter fanden sich an einem älteren Strand bereits natürlich abgeschliffene Steine, die früher genutzt wurden, um die Körperkraft von Männern zu ermitteln. Um als Seefahrer anheuern zu dürfen, musste ein Stein mit einem Gewicht von rund 53 kg (Hálfsterkur) angehoben werden. Die Teilnehmer konnten den Stein zwar anheben, heuerten aber dennoch nicht an.
Danach konnten die Nistplätze verschiedener Vogelarten in den Steilklippen der Halbinsel aus nächster Nähe betrachtet werden. Neben Eiderenten, Trottellummen und Seemöven nisteten dort auch die selteneren Kormorane.
Am Nachmittag hielt der Tourbus auf den Krater eines passiven Vulkans zu und es war den Teilnehmern möglich im Krater umherzulaufen und auf den Rand des Kraters zu klettern.
Abends fand das Pub Quiz des Reykjavikopens statt, an dem natürlich alle teilnahmen. Hierbei mussten 30 äußerst schwierige Fragen in Zweier- oder Dreierteams beantwortet werden. Das Team das am Ende die meisten Punkte erzielte bekam je ein T-Shirt des Opens geschenkt. Trotz des guten Abschneidens von Team “Bärmesenser Schlabbefligger” konnte sich das Team von Nils Grandelius mit erstaunlichen 25 richtigen Antworten den Sieg sichern.

Der zweite ‘Bye’-Tag wurde genutzt, um die Reykjanes Halbinsel zu erkunden, auf der über zwei Drittel der isländischen Bevölkerung alleine in Reykjavik leben. Zu Beginn wurde ein Geothermal-Kraftwerk besichtigt und auf einer Führung dessen Funktionsweise und Bedeutung erläutert.
Daran anschließend wurde an einer Heißen Quelle Halt gemacht, in der man jedoch zum Einen aufgrund der potentiellen Explosionsgefahr der unter Druck stehenden Gasdämpfe nicht schwimmen konnte und zum Anderen aufgrund des penetranten Schwefelwasserstoffgeruchs nicht schwimmen wollte.
Nach dem Besuch eines verlassenen und eines modernen Fischerdorfes und einer der bekanntesten Kirchen weit abseits der nächstgelegenen Stadt, schienen sich die Teilnehmer zunehmend voneinander zu entfernen, sodass sie sich letzten Endes sogar auf verschiedenen Kontinenten befanden…

 

Am Abend nachdem sich alle wiedergefunden haben, suchte Herbert noch die Herausforderung und fand dabei einen Weg ein echter Wikinger zu werden: Ein weiteres isländisches Nationalgericht “Svidh”.

Danach machte sich die Gruppe auf eigene Faust auf, das zweite Wahrzeichen Reykjaviks, das Perlan zu besichtigen. Es handelt sich hierbei um sechs Wassertürme auf deren Dächern eine große gläserne Kuppel errichtet wurde, in der sich ein rotierendes Restaurant befindet, das jedoch zur Zeit umgebaut wird.

Montags fand eine vom isländischen Schachbund organisierte Tour um den “Golden Circle” statt. Zu Beginn der Tour wurde eine antike Versammlungsstätte des damaligen politischen Rates besichtigt, die heute höchstens noch für Festlichkeiten verwendet wird.
Im Anschluss wurde ein Geysirgebiet besichtigt, in dem sich auch ein aktiver Geysir befindet, der alle paar Minuten ausbricht. Nach einer Mittagspause ging es dann zu einem (eigentlich zwei) der größten Wasserfälle Islands.

Zuletzt steuerte der Tourbus speziell für Schachspieler das Grab Bobby Fischers und das Bobby Fischer Center an, in dem der damalige Präsident des isländischen Schachbundes erzählte, welche Probleme damals bei der Organisation der Weltmeisterschaft Fischer vs. Spasski bewältigt werden mussten.

In der anschließenden Schachpartie ergaben sich erneut keine großen Überraschungen.

7. Runde

58) Eiriksson, Sigurdur (ISL) – Barthel, Ansgar (GER) 0-1
70) Pedersen, Soren (USA) – Dietzsch, Herbert (GER) 0-1
87) Valtysson, Thor (ISL) – Marhöfer, Daniel (GER) 1-0

Am folgenden Morgen konnten beim Whale Watching Delfine beobachtet werden, jedoch zeigten sich diesmal leider keine größeren Walarten. Auch Seevögel waren zu sehen, einschließlich des inoffiziellen Wappentieres Islands, des Papageientauchers.

In der achten Runde gelang es Herbert gegen einen FM remis zu halten, wobei die Partie bis kurz vor Ende spannend blieb.

8. Runde

38) Barthel, Ansgar (GER) – IM Kanmazalp, Ogulcan (TUR) 0-1
45) Dietzsch, Herbert (GER) – FM Le Goff, Damien (FRA) 1/2
111) Marhöfer, Daniel (GER) – Nergard, Ole-Kristian (NOR) 1-0

Am vorletzten Tag des Turniers wurde morgens zunächst das Vulkanhaus besucht. Dort befindet sich ein kleines Museum und ein kleiner Kinosaal in dem Filme über die bekanntesten Vulkanausbrüche Islands angesehen werden konnten.
Daraufhin wurde dem Saga-Museum ein Besuch abgestattet in dem die überlieferte Geschichte Islands von der Landnahme 874 bis zur Reformation 1550 illustriert wurde.
Daran anschließend musste natürlich noch das Walmuseum besucht werden, nachdem am Vortag außer Delfinen keine Wale beim Whale Watching gesichtet werden konnten.

In der neunten Runde ergaben sich, wenn man die Elozahlen betrachtet keine überraschenden Ergebnisse. Allerdings gewann Ansgar gegen eine WIM.

9. Runde

47) FM Webb, Laurence (ENG) – Dietzsch, Herbert (GER) 1-0
63) WIM Acevedo Mendez, Lisseth (CRC) – Barthel, Ansgar (GER) 0-1
87) Möller, Mikael (SWE) – Marhöfer, Daniel (GER) 1-0

Am Morgen des letzten Turniertages gaben alle Pirmasenser noch einmal ihr Bestes, sodass niemand in der letzten Runde punktlos blieb. Herbert konnte noch einen letzten Sieg erringen, Ansgar und Daniel ein Remis gegen stärkere Spieler halten.

10. Runde

43) Ansgar Barthel (GER) – FM Karason, Askell (ISL) 1/2
70) Dietzsch, Herbert (GER) – Gopakumar, Siddharth (IND) 1-0
92) Marhöfer, Daniel (GER) – Ólafsson, Smári (ISL) 1/2

Am nächsten Morgen machten sich alle schweren Herzens, das schöne Land verlassen zu müssen, frühzeitig zum Flughafen auf. Zum Trost verhalf ihnen ein Blick in die Zukunft, denn sie würden rechtzeitig zum Monatsschnellschachturnier am gleichen Abend in Pirmasens zurück sein.

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