1. RLP-Liga: SC Pirmasens empfängt SC Landskrone

Als unerwarteter Tabellenführer trat unsere Erste am letzten Sonntag gegen den Aufsteiger und Tabellendritten SC Landskrone an. Wir hatten diesmal die Ehre, in der Gersbacher Mehrzweckhalle direkt neben der ebenfalls dort stattfindenden Oberbürgermeisterwahl spielen zu dürfen. Kurz vor Spielbeginn stellte sich heraus, dass die zur Verfügung stehenden Uhren nicht für den in der Rheinland-Pfalz-Liga erforderlichen Bedenkzeitmodus geeignet waren. Schnell wurde der „Notdienst“ Daniel M. gerufen, der den Schlüssel für unser Vereinsheim auf der Ruhbank besaß. Während Daniel mit Düsentrieb und den „richtigen“ Uhren unterwegs war, entschuldigte sich Frank beim Gegner für die zu erwartende Verzögerung und erklärte, dass es wegen der Oberbürgermeisterwahl zu organisatorischen Schwierigkeiten gekommen sei. Der Gegner nahm’s mit Humor und meinte, dass man vollstes Verständnis dafür habe, wenn die Schachuhren noch bei der Oberbürgermeisterwahl benötigt werden.

Zum eigentlichen Spiel sei hier schon mal verraten, dass der Verlauf diesmal – entgegen aller Prognosen – so einseitig war, dass es sich nicht lohnt, eine dramatische Note in Form einer chronologischen Berichterstattung hereinzubringen.
Die Partieverläufe gibt es diesmal schlicht und einfach in Brettreihenfolge.

Brett 1: Ralf hatte schwer mit seinem jungen Gegner zu kämpfen und erreichte schließlich ein Endspiel, bei dem nicht klar war, ob der Vorteil des Läuferpaares bei dem stark reduzierten Material zu einem Sieg reichen würde. Mit großmeisterlicher Technik kombinierte er Drohungen gegen den gegnerischen König mit der Kraft seines letzten verbliebenen (Frei-)Bauers. Er gewann eine Figur und holte in seiner dritten Partie in dieser Saison den dritten Sieg.

Brett 2: An meinem Brett hatte ich es mit einem beschleunigten Drachen zu tun. Zwar konnte ich etwas Raumvorteil herausholen, aber etwas Konkretes war nicht in Sicht. Später schnappte ich mir einen Bauern auf Kosten der Schwächung meiner eigenen Bauernstruktur. Es war klar, dass ich den Mehrbauern auf Dauer nicht halten kann, aber ich wollte die Zeit, die der Gegner für den Rückgewinn benötigt, für einen Königsangriff nutzen. Im letzten Zug vor der Zeitkontrolle stand ich mit wenigen Sekunden auf der Uhr vor der Entscheidung, mittels Turmopfer in ein Dauerschach abzuwickeln oder in ein kompliziertes Turmendspiel überzuleiten. Ich entschied mich für das Dauerschach, und wie die Analyse nach der Partie ergab, war das die bessere Wahl.

Brett 3: Frank kämpfte ebenfalls gegen einen Drachen, allerdings mit vertauschten Farben. Auch wenn es ihn in den Fingern juckte, konnte er sich beherrschen, einen ultrascharfen aber zweischneidigen Bajonettangriff im Stil von Richard Rapport zu starten. Stattdessen meinte er, dass es heute mal mit Rücksicht auf die Mannschaft den „positionellen Frank“ gibt. Und so kam es dann auch. Nach einigem Lavieren auf beiden Seiten wurden die Damen getauscht. Mit ein paar taktischen Sticheleien konnte sich Frank einen Mehrbauern erarbeiten, der sich als Freibauer auf den Weg zur gegnerischen Grundreihe aufmachte. Dem Gegner blieb nichts anderes übrig, als seinen Springer für den ungestümen Bauern zu opfern. Damit war dann auch die Partie zugunsten von Frank entschieden.

Brett 4: Gerd bekam die Grünfeldindische Verteidigung serviert. Der Gegner überließ ihm dabei das Bauernzentrum in der Hoffnung, dieses von den Flanken her attackieren zu können. Aber diesmal setzte sich das Zentrum klar durch. Gerd bekam einen starken Freibauern auf der d-Linie, der nicht mehr rechtzeitig blockiert werden konnte. Als der Bauer bis zur siebten Reihe durchgedrungen war und sich unaufhaltsam in eine Dame zu verwandeln drohte, gab der Gegner auf.

Brett 5: Andreas spielte gegen das Londoner System und ging mit seiner Dame sofort auf den ungedeckten b-Bauern los. Der Gegner entschied sich, diesen zu opfern, und erhoffte sich Kompensation in Form von Entwicklungsvorsprung. Entgegen der Regel „Schlage niemals auf b2, auch nicht wenn’s gut ist“ griff Andreas beherzt zu und verputzte den unschuldigen b-Bauern. In der Folge gelang es dem Gegner nicht, aus seinem Entwicklungsvorsprung Kapital zu schlagen, und Andreas konnte seine Stellung vollständig konsolidieren. Am Ende war es Andreas, der den gegnerischen König matt setzte.

Brett 6: Harald schnappte sich ebenfalls einen Bauern, geriet in der Folge aber mit seinem Springer auf Abwege, so dass der Gegner zwei Figuren für einen Turm gewinnen konnte. Die Stellung blieb unklar, und später kam es zu einem Endspiel mit ungleichen Läufern, in dem Harald zwei Mehrbauern hatte. Hier wäre es möglich gewesen, einen Bauern zurückzugeben, um einen entfernten Freibauern zu bilden, was den Gegner vor Probleme gestellt hätte. Stattdessen entschied sich Harald, beide Mehrbauern zu behalten, was es dem Gegner aber erlaubte, eine Festung aufzubauen, die nicht mehr zu durchbrechen war. Das zweite Remis in diesem Mannschaftskampf.

Brett 7: Klaus hatte mal wieder mit seiner üblichen Zeitnot zu kämpfen, überstand die Zeitkontrolle aber glücklicherweise ohne allzu große Schäden. Allerdings stand er in dem entstandenen Turmendspiel vor der Wahl, seinen angegriffenen a-Bauern zu decken und sich auf eine passive Verteidigung einzustellen, oder den Bauern zu opfern, um sein Heil im Gegenspiel zu suchen. Nachdem sich Klaus vergewissert hatte, dass der Mannschaftskampf bereits gewonnen war, entschied er sich für die aktive Möglichkeit. Dabei gelang es ihm, auf der h-Linie einen Freibauern zu bilden, der ein adäquates Gegengewicht zum gegnerischen Freibauern auf der a-Linie bieten sollte. Die Zuschauer rechneten mit einem baldigen Remis. Dann passierte das Unglaubliche: statt sich rechtzeitig mit seinem Turm um den sich vorwärts bewegenden Freibauern zu kümmern, machte der Gegner einen unachtsamen Zug mit seinem König, und realisierte erst danach, dass der Freibauer nun nicht mehr zu stoppen war. Die Folge war zunächst Kopfschütteln, und schließlich Händeschütteln.

Brett 8: Unser Jungtalent Daniel R. hatte diesmal andere Verpflichtungen und wurde durch das noch jüngere Talent Artur ersetzt. Wie sich herausstellte, keine schlechte Wahl. Artur preschte früh in der Eröffnung seinen h-Bauern nach vorne. Hier zeigt sich offenbar der Einfluss unseres Vorsitzenden Michael M., seinerseits ein großer Anhänger von „GingerGM“ Simon Williams („Come on Harry!!“). „Harry“ tauschte sich allerdings gegen seinen schwarzen Antipoden ab, und die Türme auf der h-Linie verschwanden auch schnell vom Brett. Mehr war erst mal nicht mit Angriff! Seine Stärken zeigte Artur dann später: nachdem die Damen getauscht worden waren, hatte Artur das bessere Endspiel, welches er dann auch sicher in einen vollen Punkt verwandelte. Ohne Damentausch hätte der Gegner wohl bessere Überlebenschancen gehabt, aber vielleicht hatte „Harry“ ihm soviel Angst eingejagt, dass er nur noch tauschen wollte?

Wenn man die Punkte nun zusammenzählt, kommt das sagenhafte Ergebnis von 7:1 zugunsten von Pirmasens heraus. Einen Sieg in dieser Höhe hatte wohl niemand von uns erwartet. Damit haben wir die Tabellenführung vor dem Favoriten Heidesheim nach Brettpunkten sogar noch ausgebaut.
Aber Frank sieht es nüchtern: 6 Mannschaftspunkte gegen den Abstieg haben wir schon mal.

Unser nächster Gegner am 02.12. ist die SG Trier.

Die Einzelergebnisse gibt es wie immer im Ergebnisdienst

Erstellt am 07 Nov. 2018 von Michael Müller